Zukunft der Arbeit – warum MINT wichtig ist
Naturwissenschaftlich-technische Fächer stehen bei Schülern häufig nicht hoch im Kurs. Dabei ist ein Abschluss im MINT-Bereich vielversprechend – und dringend notwendig.
Eine nationale Herausforderung
In der Schule sind die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) nach wie vor unbeliebt. Das MINT-Nachwuchsbarometer 2014 der deutschen Akademie der Technikwissenschaften und der Körber-Stiftung ermittelte, dass gerade einmal drei Prozent der Schülerinnen und Schüler Chemie als Leistungskurs belegten. Für das Fach Physik sind es geringe vier Prozent. Dem gegenüber steht eine riesige nationale Herausforderung: Hunderttausende MINT-Arbeitskräfte werden zukünftig altersbedingt ausscheiden und nach derzeitigem Stand nicht neu besetzt werden können. Nach Schätzungen der Bundesregierung fehlen bereits 2020 rund 600.000 qualifizierte Arbeitskräfte, z. B. in Berufsgruppen der Medizin, Medizintechnik, Chemie, Mechatronik, Lagerlogistik sowie Metallverarbeitung. Problem: Es gibt nicht genug qualifizierte Fachkräfte bzw. Absolventinnen und Absolventen in den MINT-Studienfächern, um diese Plätze auszufüllen.
Die Bundesregierung ringt um die MINT-Fachkräfte
Um die Zahl der Absolventinnen und Absolventen in den MINT-Fächern zu erhöhen, fördert die Bundesregierung zusammen mit den nationalen MINT-Forum seit Jahren die Bildung und Ausbildung in den benötigten Fächern. Zusätzlich ermöglicht sie die Vernetzung von Politik und Wirtschaft im MINT-Bereich, um einen Austausch über Chancen und Risiken zu fördern. Ein Beispiel ist der vom Bundesbildungsministerium im Juni 2016 zum vierten Mal veranstaltete MINT-Gipfel in Berlin, bei dem Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Forschung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft zusammenkamen. Der diesjährige Schwerpunkt lag auf der digitalen Bildung. Bundeskanzlerin Angela Merkel war ebenfalls anwesend und befand, dass „ein flächendeckendes digitales Bildungssystem mit einer international vergleichbaren Qualität […] notwendig“ sei. Es interessierten sich zwar zunehmend Schülerschaft und Lehrerschaft für Möglichkeiten der digitalen Bildung an Schulen, die Voraussetzungen seien jedoch immer noch zu unterschiedlich. Die Bundeskanzlerin hatte bereits 2008 die Schirmherrschaft für die Initative „Zukunft schaffen“ übernommen, um junge Menschen in MINT-Berufen zu fördern. Dazu gehören Schülerlabore und Techniktage, MINT-Botschafter oder Praktika in Unternehmen, die einen Einblick in den Berufsalltag vermitteln. Die promovierte Physikerin fordert explizit junge Mädchen und Frauen auf, Studiengänge des Maschinenbaus, Verfahrenstechnik oder Informatik zu belegen.
Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Deutschland gilt als Innovationsstandort. Die Zahl der Patentanmeldungen ist im internationalen Vergleich weiterhin hoch. Um dieses Potenzial auch in Zukunft halten zu können, braucht es engagierte Fachkräfte – gerade im MINT-Bereich. Die voranschreitende Digitalisierung steigert noch einmal die Bedeutung dieser Berufe für die Forschung und Gesellschaft. Denn Prozesse werden zunehmend digitalisiert, Verfahren optimiert und IT-Infrastrukturen vergrößert. Mittlerweile können fast die Hälfte aller Absolvierenden bereits beim Berufseinstieg eine leitende Position ergattern. Je besser die Abschlussnote, desto größer die Chancen bei einer renommierten Einrichtung unterzukommen.
Hohe Erwartungen an die Studierenden
Die Zugangsvoraussetzungen an staatlichen Hochschulen sind für MINT-Studiengänge oft leicht zu erfüllen. Eine Beschränkung gibt es kaum. Stattdessen unterstützen eine Vielzahl Initiativen das Einschreiben in ein Studienfach der Mathematik, Physik, Informatik oder Technik. Problematisch bleibt jedoch, dass die Quote der Studienabbrechenden in diesen Fächern seit Jahren fast die Hälfte der anfangs eingeschriebenen Studierenden beträgt. Im Durchschnitt aller Studienfächer liegt diese Quote bei 28 Prozent, also deutlich darunter. Zu hohe Anforderungen der Fakultäten und zu geringe Fachkenntnisse der Studierenden bei Studienbeginn seien die bekannten Herausforderungen. Dennoch stagniert dieser Trend bedauerlicherweise.
Das Interesse bereits in der Schule wecken
Eine frühzeitige Beschäftigung mit den Naturwissenschaften und der Technik ist daher unerlässlich. In vielen Schulen gibt es Projekt- und Methodentage, um Schülerinnen und Schülern ab der fünften Klasse neben dem Sachkunde- und Physikunterricht spezifische Fachkompetenzen wie den Umgang mit digitalen Medien nahezubringen. Diese Initiativen sind jedoch nicht einheitlich vorgeschrieben bzw. standardisiert. Dadurch ergibt sich ein Qualitätsunterschied zwischen verschiedenen Schulen. Es gibt vorbildliche Beispiele, wie MINT-Klassen, die fächerübergreifende Projekte durchführen und besonders interessierte Schülerinnen und Schüler fördern. Auch praktische Einheiten wie die Teilnahme an Wettbewerben oder Exkursionen gehören zu wichtigen Veranstaltungen in der schulischen Ausbildung, die das Interesse der Schülerschaft wecken. Hierbei erweist es sich als sinnvoll, unbenoteten Extra-Unterricht anzubieten, sodass die Schülerinnen und Schüler sich ohne Druck ausprobieren können. Ein eigenes Projekt, etwa einen Roboter zu bauen und zu programmieren, hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei den Schülerinnen und Schülern. Landesmedienanstalten der Länder bieten außerdem eine gute Möglichkeit, sich Unterstützung bei der Planung und Durchführung von medienpädagogischen Projekten zu holen.
Titelbild: © Master1305/shutterstock.com
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Soso, die Politiker sorgen sich also … Was für eine verlogene Frechheit! Dann sollen sie auch ‚mal anständig Geld in die Hand nehmen und die Schulen mit dem ausstatten, was dringend nötig ist. Als Seiteneinsteiger habe ich mich im inzwischen siebten Jahr immer noch nicht daran gewöhnen können (und wollen), dass der Schulbetrieb eine einzige Notlösung angesichts eklatanter Mängel ist. Als ein Beispiel von vielen nenne ich die gerade einmal zwei (2) ans Internet angeschlossenen Computer, die unserem über 70-köpfigen Kollegium zur Verfügung stehen (und selbst die wurden ursprünglich außer Plan aus schwarzen Kassen angeschafft).
Erst werden auf Druck der Wirtschaft Bologna-Prozess, G8 und anderer Unfug eingeführt, und anschließend bekomt und beklagt die Wirtschaft unzureichend ausgebildeten Nachwuchs. Was für ein inkompetenter Haufen. Die Ursachen liegen genau bei denen, die jetzt jammern und „fördern“ wollen. Ein schlechter Witz ist das.