Berufe: Wie wird man … Modedesigner?

Clara Kaesdorf ist Modedesignerin und besitzt ein eigenes Atelier in Berlin-Mitte. Dass es beim Modedesign um mehr als nur Zeichnen und Nähen geht, berichtet sie im Interview.

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Clara, du bist Modedesignerin. Was fasziniert dich so an Mode?
Clara: „Ich sehe Mode als stillen Kommunikator. Durch das, was wir tragen, verraten wir unserem Gegenüber viel über unseren Charakter, unsere Stimmung, unsere politische Meinung. Natürlich kann man auch damit spielen, bestimmte Reaktionen mit Kleidung hervorzurufen oder sich bewusst zurückzuhalten.“

Trägst du auch deine eigenen Designs?
Clara: „Natürlich! Das ist sogar ein sehr wichtiger Bestandteil meines Designprozesses. Schließlich soll die Kleidung später vom Kunden bzw. von der Kundin getragen und in jeder Situation geliebt werden! Da muss man zuvor selber testen: Fahrradfahren, Rennen, Ausgehen. Erst wenn ich merke, dass ich ein Kleidungsstück nicht mehr ablegen will, ist es bereit für den Markt.“

Clara Kaesdorf_Laden2 Modedesign Clara Kaesdorf Boutique © ClaudeHilde

Wie sieht so ein Designprozess aus?
Clara: „Am Anfang jeder Saison schwirre ich durch die Stadt, durchforste Bibliotheken und versuche, möglichst viele Inspirationen aus der Umgebung, der aktuellen Kunst oder aus Naturphänomenen aufzusaugen. Aber auch politische Stimmungen, wichtige Ereignisse und Eindrücke unserer Zeit spielen eine große Rolle. Anschließend trage ich alles zusammen und entwickle nach und nach Malereien, Zeichnungen, Fotografien, Collagen, aus denen ich Stoffmuster und Entwürfe entwickle. Meine Linie ist sehr fokussiert auf auffällige Prints in Kombination mit schlichten und grafischen Schnitten. Deshalb ist die Stoffgestaltung von Anfang an ein wichtiger Faktor.

Nebenbei arbeite ich schon an der Puppe und drapiere Stoffe. Das ist eine Technik aus Japan bei der der Modedesigner bzw. die Designerin wie ein Bildhauer eine Silhouette entstehen lässt. Wenn ich meine Schnitte und Stoffe zusammenbringe, ist die neue Kollektion fertig gemustert. Das heißt, ich kann sie auf Fotoshootings, Messen und Shows präsentieren. Später wird die Kollektion dann gradiert, also in verschiedene Größen skaliert und vervielfältigt. So seht ihr sie dann ein Jahr später im Laden.“

Welches Kleidungsstück designst du am liebsten?
Clara: „Ich mag Kleider und Mäntel sehr gerne. Da man diese nicht unbedingt kombinieren muss, habe ich die Möglichkeit, das ganze Outfit auf einmal zu gestalten. Dadurch habe ich viel größere Freiheiten bei Schnitt, Materialwahl und der Verarbeitung.“

Clara Kaesdorf Modedesign Clara Kaesdorf |© ClaudeHilde

Kannst du uns einen deiner Entwürfe zeigen?
Clara: „Natürlich! Ich zeige euch erste Skizzen einer Winterkollektion. Hierbei geht es weniger um Details von einzelnen Stücken, als vielmehr um das Probieren neuer Silhouetten, Musteranordnungen und dem Farbzusammenhalt einer ganzen Kollektion.“

Linie Clara Kaesdorf Modedesign © Clara Kaesdorf / ClaudeHilde

Wie bist du auf die Idee gekommen, Modedesignerin zu werden?
Clara: „Ich habe schon immer gerne gemalt und gezeichnet. Aber auch aufzufallen hat mich fasziniert. Zu beobachten, wie verschieden Menschen auf dich reagieren, je nachdem, wie man sich selbst darstellt.
Auch Jugendbewegungen aus anderen Ländern haben mich inspiriert. Zum Beispiel der japanische Modestil des Lolita, der mir viel extravaganter vorkamen als alles, was ich aus der Schule kannte.
So habe ich mir nach und nach selber Schnitte machen und nähen beigebracht, um mir Kleidung zu nähen, die kein anderer hatte.“

Und wie sah dann dein Weg zum Modedesign aus?
Clara: „In der Schule habe ich mich auf Kunst und Mode fokussiert. Nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch. So entstand meine Mappe, mit der ich mich an Modeschulen beworben habe.
Nach meinem abgeschlossenen Modedesign-Studium an der AMD habe ich Wettbewerbe gewonnen und durfte meine erste Kollektion direkt auf der Berlin Fashion Week präsentieren. Jetzt habe ich meinen eigenen Laden in Berlin-Mitte mit Atelier. Dort präsentiere ich sowohl meine Mode als auch ergänzende Produkte wie Schmuck oder Accessoires von anderen Jungdesignerinnen und -designern.“

Fashionyard Show - Platform Fashion July 2017 Modedesign © Andreas Rentz/Getty Images for Platform Fashion

Gibt es noch andere Wege?
Clara: „Es gibt keinen festen Weg zum Modedesign. Ich fand für mich selber das Studium eine wichtige Erfahrung. Der Beruf besteht nicht nur aus Zeichnen und Nähen, wie viele annehmen. Gerade Vermarktung und Vertrieb sind sehr wichtig. All das lernt man beim Studium.
Aber eine Ausbildung und Arbeitserfahrung können genauso zu diesem Ziel führen.“

Linie Clara Kaesdorf Modedesign Clara Kaesdorf Atelier | © ClaudeHilde

Was liebst du an deinem Beruf?
Clara: „Ich mag die Kreativität in Kombination mit der engen Zusammenarbeit mit dem Kunden oder der Kundin. Es macht sehr glücklich, dem eigenen Entwurf durch Zufall auf der Straße zu begegnen!
Aber auch die Spannung, ob ein Kleidungsstück so gut den Zeitgeist trifft, wie man sich das ein Jahr vorher vorgestellt hat. Es gibt immer Überraschungen.“

Und was stört dich manchmal?
Clara: „Störend ist, dass es nie eine Pause gibt. Kaum ist man mit der Sommerkollektion fertig und präsentiert diese auf Messen, warten in der nächsten Woche schon die Stoffmessen für die Winterkollektion. Und während ich Winter-Styles entwerfe, muss die Sommerkollektion produziert werden.“

Linie Clara Kaesdorf Modedesign Clara Kaesdorf Boutique | © ClaudeHilde

Welche Fähigkeiten sollte man besitzen, wenn man Modedesignerin oder -designer werden möchte?
Clara: „Man sollte vielfältig an allen Bestandteile, die zur Mode gehören, interessiert sein. Man zeichnet nicht nur den ganzen Tag schöne Modelle. Es geht auch viel um mathematisches Verständnis, z. B. bei der Schnittkonstruktion oder dem Marketing, und um den interkulturellen Austausch sowie um sprachliche Kompetenz. Aber natürlich kann jeder bzw. jede auch seinen Bereich in einer Mode-Firma finden. Bei großen Firmen ist es üblich, für einzelne Teilbereiche eine Designerin oder einen Designer zu haben. So kann man sich auch nach dem Studium fokussieren auf das, was man wirklich mag.“

Was würdest du Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg geben, die Modedesignerinnen oder -designer werden möchten?
Clara: „Überlegt euch genau, ob ihr Mode wirklich zum Beruf machen wollt oder ob ihr nur großen Spaß am Zeichnen und Nähen habt. Der Job hat nicht viel gemein mit der Vorstellung, die verbreitet ist. Man braucht großes Durchsetzungsvermögen und muss mit Kritik umgehen können.
Schaut euch am besten einen Modebetrieb an, bevor ihr euch festlegt. Ich denke, so kann man am besten herausfinden, ob einem der Beruf gefällt.“

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Titelbild: ©Clara Kaesdorf /ClaudeHilde

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