Kinderbesuch: Wieso öffnet niemand die Tür?
Das Wohnen mit Kindern hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist, dass immer Besuch vor der Tür steht. Bei uns besonders häufig, denn wir leben in einer Wohnanlage mit vielen Familien.
Was nicht ganz so wunderbar ist: Es scheint, als sei ich die Einzige, die die Wohnungsklingel hört. Eigentlich sollte ich sitzen bleiben, wenn es für meine Kinder klingelt. Aber mal ehrlich – wer von euch Eltern zieht das schon durch?
Und wenn es doch der Paketbote ist?
So sieht ein typischer Samstag bei uns aus: Spätestens um neun Uhr morgens klingelt es zum ersten Mal. Ich überlege, wo die Kinder stecken. Wahrscheinlich sitzt eins auf dem Klo und das andere hat gerade Kopfhörer auf. Die Große schläft bestimmt noch ihren bombenfesten Teenieschlaf. Das kann ich nur raten, denn ich liege noch gemütlich im Bett – nicht mehr lange. Es läutet zum zweiten Mal. Da es auch etwas Wichtiges sein könnte, wie der Paketbote, werfe ich mir einen Bademantel über und öffne die Tür.
Ein reges Kommen und Gehen
Vor der Tür steht Luis, der mit meiner Jüngsten in die Klasse geht und bei uns im Haus wohnt. Er guckt mich treuherzig an. „Hallo, darf ich zu euch?“, fragt er, und ich antworte: „Na klar. Komm rein.“ Nach Luis kommt Marc, dann Sofia und später noch Samuel, der den Sohn besuchen will. Es klingelt im Viertelstundentakt. Sieben Kinder sind jetzt in der Wohnung, davon drei eigene. „Super, dann kann ich ja in Ruhe arbeiten, ab jetzt hört sicher jemand die Klingel“, denke ich mir, dusche schnell und mache mir einen Kaffee.
Doch kaum habe ich den ersten Satz geschrieben, klingelt es wieder. Ich seufze. „Kinder, macht mal einer die Tür auf, bitte?“, rufe ich durch die Wohnung. Obwohl unsere Wohnung klein ist, scheint es, als würde ich im schallgedämpften Raum sitzen. Niemand rührt sich. Also stehe ich auf und gehe zur Tür. Als ich sie öffne, grinst mich die kleine Luna freundlich an und begehrt Einlass. Ach, was soll’s, die kann nun auch noch rein. Aber ich sage den Kindern ganz deutlich, dass sie ab jetzt selbst die Tür aufzumachen haben. „Klar Mama, machen wir!“, flötet die Jüngste treuherzig, und ergänzt: „Wir gehen jetzt eh raus!“ Das begrüße ich sehr. Die Kinder ziehen in den Hof.
Mama platzt die Hutschnur – zur Unzeit. Aber es gibt Kuchen
Nach kurzer Zeit schellt die Türglocke, eins meiner Kinder muss aufs Klo. Danach klingelt es, weil jemand Durst hat. Dann möchte ein Kind noch ein Spielzeug rausholen, und kurz danach läutet es, weil nun der nächste aufs Klo muss. Ich stehe gefühlt im Dreiminutentakt auf und ich setze mich wieder an den Schreibtisch.
Und dann klingelt es erneut. So langsam werde ich ungehalten und stapfe erbost zur Tür. „Also, mir reicht’s jetzt aber“, beginne ich, noch bevor ich den Türgriff in der Hand habe. Ich öffne und sehe meine Nachbarin Suse vor der Tür, die ein Tablett mit Muffins in der Hand hält. „Oh, Entschuldige! Ich dachte, das seien schon wieder die Kinder“, stammle ich, und muss lachen. Suse lacht mit, sie kennt das. Wir essen gemeinsam die noch warmen Muffins. Die Kinder müssen das ja nicht wissen. Wer nie das Klingeln hört, kann auch kalte Muffins naschen. Ein bisschen Erziehung muss sein.
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