„Was ist ein Wichser?“ – Mit Kindern über Sex reden
Sex ist das Natürlichste der Welt, richtig? Schon – außer, wenn die Kinder Dinge fragen, auf die einen keiner vorbereitet hat. Und das passiert im Laufe eines Elternlebens mehr als einmal:
Wenn Lümmeltüte und Überraschungstüte ziemlich ähnlich klingen
„Mama, was ist eine Lümmeltüte?“, fragt die Jüngste stirnrunzelnd, während sie sich ein Pizzabrötchen in den Mund schiebt und mit ihren Geschwistern und mir auf dem Sofa sitzt. Es ist Samstagabend. Wir frönen unserem Familienritual, gemeinsam fernzugucken. Heute ist die Wahl auf einen lustigen Familienfilm gefallen, der eigentlich erst ab zwölf Jahren empfohlen ist. Ausgesucht hat ihn ihr Bruder (11 Jahre). Und auch die Große (16 Jahre) hat sich zu uns gesetzt. Es läuft gut – bis irgendwann in der Mitte des ansonsten völlig harmlosen Filmes das Wörtchen „Lümmeltüte“ fällt.
Die großen Geschwister wissen schon mehr
„Äh, das ist ein Kondom“, antworte ich relativ schnell. Ich bin mir bewusst, dass meine Jüngste mit diesem Begriff nichts anfangen kann. Der Sohn grinst wissend. Die Große schaut mich neugierig an. Sie überlegt wahrscheinlich gerade, wie sie das ihrer kleinen Schwester erklären würde, wenn sie müsste.
„Das kann ich dir erklären, dauert aber etwas länger. Es hat was mit Sex zu tun. Willst du das jetzt sofort wissen?“, hake ich nach.
Die nächste Gelegenheit über Sex zu reden, kommt bestimmt
Die Jüngste schüttelt den Kopf. „Nö, ich guck lieber weiter“, sagt sie mampfend. Damit ist das Thema erst mal erledigt. Die nächste Gelegenheit, mich nach Kondomen und deren Nutzen zu fragen, kommt bestimmt, das weiß ich als dreifache Mutter – und mich ängstigt das nicht. Meine Kinder wissen, dass sie mich alles fragen können.
Schlimmstenfalls antworte ich wie damals, als ich meinem neunjährigen Sohn erklärte, was es mit dem auf dem Pausenhof ständig erwähnten „Wichser“ auf sich hat: Dass das jetzt vielleicht komisch klinge, aber rein faktisch es sich um dies und jenes handele, und dass es doch gut sei, wenn er Bescheid wisse. Der Sohn hörte zu, nickte und bedankte sich nach meiner Erklärung mit einem unaufgeregten „Achso. Dann weiß ich das ja jetzt!“ Ich wusste, dass ich das gut gemacht hatte.
Von klein auf Tacheles: Wie kommt das Baby in Mamas Bauch?
Von Bienen und Blümchen habe ich noch nie erzählt. Auch nicht, als die Kinder noch kleiner waren. Da heißt Sex noch „Mama und Papa kuscheln“. Wie Kinder entstehen, ist eigentlich ziemlich einfach erklärt, finde ich. Es gibt ja auch altersgerechte Kinderbücher mit Illustrationen, die helfen können, das Wissen um die Fortpflanzung in den kleinen Köpfen zu pflanzen. Meine Kinder hatten nie Scheu, mich zu fragen, was auch immer sie in Sachen Sex wissen wollten. Wahrscheinlich, weil ich selbst nie ins Stottern gerate oder vermittele, dass mir das Thema nicht peinlich ist. Denn das ist es nicht: Sex ist natürlich, schön und völlig normal.
Und jetzt entschuldigen Sie mich: Die Kinder suchen etwas in meinem Schrank mit den Büromaterialien. Da habe ich die Kondome ganz hinten versteckt. Auf die Frage, was die Dinger in meinem Schrank machen, muss ich mir noch eine gute Antwort überlegen!
Hier noch ein lustiges Video zum Thema:
Weitere Artikel von Christine
- Das Pausenbrot – ein Drama in fünf Akten
- Schule: Haben es Kinder Alleinerziehender schwerer?
- „Mein Haustier sabotiert die Hausaufgaben!“
- Schulflohmarkt – eine unendliche Geschichte
- Durch dick und dünn: Geschwister, die ewigen Komplizen
- Nicht geschimpft ist genug gelobt – Erziehung nach schwäbischer Art
- Umfangreiche Verhandlungen: Wenn viele eine Reise tun
- 6 „überlebenswichtige“ Regeln für Eltern im Freibad
- Kleine Eisdielen-Psychologie
- Vom Ferienloch: „Wann ist endlich wieder Schule, Mama?“
- Geschwisterstreit: „Nie lässt du mich ausreden!“
- Kinderschuhe im Sale: Fast wäre ich drauf reingefallen
- Sich trotz Kindern ernsthaft unterhalten? Merk dir, wo wir waren!
- Das Besuchskinder-Dilemma: „Kann ich was Süßes haben?“
- Kinderbesuch: Wieso öffnet niemand die Tür?
- 11 Dinge, die Eltern endlich wieder tun können, wenn die Kinder aus dem Haus sind
- Lehrerlüge: „Die schlimmste Klasse der Schule? Deine!“
- Wut – wenn Kinder einen zur Weißglut treiben
- Richtig trennen – was Eltern beachten sollten, damit Kinder nicht zu sehr leiden
- Smartphones zu Hause und in der Schule: Darf Mama kontrollieren?
- Eigenheiten unter Geschwistern: Kein Ei gleicht dem anderen
- Das heiße Eisen: Warum Eltern nicht bei den Hausaufgaben helfen dürfen
- Familienvorsätze: Planen Sie noch oder machen Sie schon?
- Berufswünsche: Was soll mein Kind mal werden?
- Nachsitzen und Spicken? Sowas hat Mama doch nie getan!
- Über Elterngespräche: „Wir müssen reden!“
- Hilfe, mein Kind kommt in die Pubertät!
- Eltern zwischen Vertrauen und Kontrolle
- Erholung? Fehlanzeige! – Urlaub für Alleinerziehende
- Wenn Kinder ihre Internetfreunde treffen
- Fortnite und andere Daddeltrends
- Ewiger Sommer – Was das Ende der Zeitumstellung mit Kindern
Titelbild: © VGstockstudio/shutterstock.com
- Motivation beim Lernen ist der Schlüssel zum Lernerfolg Ihres Kindes. Zugriff auf über 10.000 Lernvideos und über 44.000 Übungen für alle Klassenstufen gibt's auf sofatutor
- Gehen Sie auf Entdeckungsreise und schauen Sie sich an, was sofatutor für Sie und Ihr Kind anbietet.
- Überzeugen Sie sich selbst und testen Sie sofatutor 30 Tage lang kostenlos.
Weitere Verwandte Artikel
Kommentieren
Ich meinerseits folge der einfachen Regel: immer soviel antworten, wie gefragt wird. Die Frage bestimmt quasi die Informationsportion. So kann sich Information auch setzen. Und eventzell gibts daraus neue Fragen.
Als offen und auch öffentlich HIVpositive Mutter waren und sind die Fragen dazu manchmal soezifischer
Oups.. der Kommentar ist unfertig durchgebrennt..
Also nochmals: evt sind bei uns zuhause die Fragen spezifischer und früher gestellt worden, interessant finde ich zu beobachten, dass die Fragen sich wiederholen, noch differenzierter werden und die Informationsportionen zunehmen.
Froh bin ich um die Selbstverständlichkeit dowohl innerfamiliär als auch nach Aussen.
Mit und ohne Gekicher. 😀
Wichtig ist eine altersgerechte Aufklärung !! Zu meiner Zeit hatten wir Aufklärungsunterricht in der Schule !! Und meine Schwester und ich hatten Aufklärungsbücher !!! Heutzutage klären sich die Teens untereinander selbst auf !! So ändern sich eben die Zeiten !!