Schulflohmarkt – eine unendliche Geschichte
Der Zettel kommt jedes Jahr pünktlich zum Sommeranfang. „Liebe Schüler, es ist Schulflohmarkt!“ steht drauf. Und dann ein paar Zeilen mit Regeln, was verkauft werden darf und was nicht, und dass fürs leibliche Wohl gesorgt sei.
„Juhu, Flohmarkt!“, jubiliert mein 10-jähriger Sohn und überlegt, von welchen Dingen er sich trennen könnte, um sie in bare Münze zu verwandeln. Ich sage nichts, denn ich bin nicht gerne der Spaßverderber. Da ich aber seit 16 Jahren Mutter bin und diese Szene schon mehrfach erlebt habe, kann ich ziemlich genau prognostizieren, dass mein Kind mit keinem Euro mehr oder weniger als vor dem Flohmarkt nach Hause kommen wird. Sie glauben mir nicht!?
Phase 1: Sich von Dingen trennen
„So ein Flohmarkt ist ja eine tolle Gelegenheit, mal auszumisten“, erklärt mir mein Sohn euphorisch. Ich weiß auch warum: Er sieht sich schon mit einem prall gefüllten Portemonnaie zum Spielzeugladen laufen, wo er sich seine Wünsche erfüllen will.
Leider läuft das Aussortieren eher schleppend. Von den Autos will er sich nicht trennen, von Lego und Playmobil sowieso nicht, seine drei Lieblingskuscheltiere sind selbstredend unverkäuflich und CDs und Bücher sind auf jedem Flohmarkt echte Ladenhüter, das wissen wir aus Erfahrung. Aber als ausgebuffte Mutter habe ich im Keller noch eine Kiste mit Spielsachen für Kleinkinder. Das ist zwar uncool, aber besser als nix, findet der Sohn. Schließlich gibt’s ja genügend Schulkameraden mit kleinen Geschwistern.
Phase 2: Handeln, verkaufen, kaufen
Der große Tag ist endlich da! Hunderte von Kindern mit Picknickdecken und Blechdosen als Kasse haben sich im Schulhof niedergelassen. Vor ihnen liegen, liebevoll drapiert, die Habseligkeiten, von denen sie sich eine klingelnde Kasse versprechen. Es fällt ihnen ziemlich schwer, am eigenen Stand sitzenzubleiben: Es gibt ja so viele tolle Dinge zu entdecken! Die Spielsachen der anderen Kinder müssen sie unbedingt angucken! Gut, dass Mama mitgekommen ist. Das musste sie sowieso, um die schwere Tasche mit den Spielsachen zur Schule zu transportieren. „Äh, Mama, kannst du mal eben hier aufpassen und verkaufen?“, flötet mein Sohn und verschwindet in der Menge. Ja, so ungefähr hatte ich mir das vorgestellt. An den benachbarten Verkaufsständen sind ähnliche Szenen zu beobachten.
Phase 3: Geld zählen
Nach zwei Stunden tun mir die Beine weh. Ich bin es nicht mehr gewohnt, so lange auf dem Boden zu sitzen. Zum Glück ist der Flohmarkt bald zu Ende. Der Sohn hat zwischendurch immer mal wieder nach dem Rechten geschaut, mich sogar kurz abgelöst, als ich ihn daran erinnerte, dass wir ja nun nicht meinetwegen auf diesem Flohmarkt sind und ich auch gerne mal eine Runde drehen würde. Unsere Picknickdecke ist fast leer, so gesehen war das ein voller Erfolg. Allerdings ist die Kasse auch fast leer. Und das ganz ohne Trickdiebe – nein, das Geld ist auf andere Art verschwunden.
Phase 4: Nach dem Flohmarkt ist vor dem Flohmarkt
Wenn es so unglaublich viele schöne Sachen zu kaufen gibt, ist es ja kein Wunder, dass das eingenommene Geld sofort wieder in Spielsachen umgesetzt wird, oder? 30 cm große Star-Wars-Figuren braucht man schließlich dringend. Und Wasserpistolen mit den Ausmaßen einer Armbrust kann man auch nie genug haben. Naja, und die Piratenschatzkiste musste natürlich auch mit. Die war ein Schnäppchen!
Wir fahren also mit vollen Taschen und leerem Geldbeutel wieder nach Hause. Und wenn ich die Taschen der anderen Eltern richtig deute, dann sind wir kein Einzelfall. Aber Spaß hat’s gemacht. Allerdings müssen wir ein bisschen aufräumen im Kinderzimmer. All die neuen Dinge brauchen einen Platz! Eigentlich sollte man unbedingt mal wieder Spielsachen ausmustern und die auf einem Flohmarkt verkaufen, denke ich mir. Aber sagen tue ich das nicht. Denn ich weiß ja, wie das endet.
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