Vom Großwerden und Loslassen

Loszulassen und dabei trotzdem verbunden zu bleiben, ist ein lebenslanger Prozess, für Eltern wie für Kinder, findet Mama Christine.

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Bei uns im Keller stehen schon Töpfe und ein Regal, das meine älteste Tochter sich gekauft hat. Denn sie wird voraussichtlich im Sommer ausziehen. Das ist nichts Ungewöhnliches mit fast 19 Jahren und nach dem Abi. Dennoch markiert es eine Zeitenwende für mich: Wenn ein Kind sein Elternhaus verlässt, dann ist das die Potenzierung aller kleinen Schritte des Loslassens, die man seit der Geburt als Elternteil so mitgemacht hat.

Loslassen ist leicht, wenn man sich Freiräume wünscht

Ich fand das Loslassen der Kinder nie schwer. Vielleicht liegt das daran, dass ich sehr viel Verantwortung alleine getragen habe und über jeden Schritt der Selbstständigkeit froh war. Während andere Mütter trauerten, weil ihr Baby jetzt in die Krippe bzw. Kita ging, jubilierte ich über die wiedergewonnene Freiheit, meiner Arbeit nachzugehen. Als ich meine Babys endlich ein paar Monate nach der Geburt stundenweise an Kindersitterinnen übergeben konnte, hatte ich das Gefühl, ein Stück weit mein Leben wiederzubekommen. Und als die Kinder lernten, mit dem Roller oder Bus zu ihren Freundinnen und Freunden zu fahren, anstatt auf meinen Fahrdienst angewiesen zu sein, feierte ich das als großen Fortschritt.

Vielleicht habe ich mich auch zu sehr über das Loslassen gefreut, denn manchmal denke ich, fühlten sich meine Kinder vielleicht auch etwas aus dem Nest gestoßen. Nicht aktiv, versteht sich, aber sie haben ganz gewiss gemerkt, dass ich mir mehr Freiheit wünschte, und dass es mir wichtig war, dass sie selbstständig werden. Das führte teilweise dazu, dass sie ganz anders reagieren als ich es mir wünschte, nämlich klammerten. Dabei die Balance zu halten, ist eine schwierige Aufgabe, finde ich. Kinder loszulassen, ist ein Geben und Nehmen, so komisch das erstmal klingt. Weder darf man sie zu sehr schubsen – getreu dem Motto „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“ – noch ihre Wachstumsschritte bremsen.

Von ersten eigenen Schritten bis zum großen Kind, das Auto fährt

Eigentlich ist das Loslassen vor allem am Anfang schwierig: Wenn die Kinder ihre ersten Schritte machen und man sie schwanken sieht. Die ganze Welt scheint auf einmal voller Ecken und Kanten, an denen sich das Einjährige verletzen kann. Es war doch eben noch ein Baby und nun will es auf eigene Faust die Welt erkunden! Das setzt sich mit dem Bobbycar und dem Laufrad dann fort, die auch noch für eine furchterregende Geschwindigkeit bei der Fortbewegung sorgen und denen man als Mutter ständig hinterher rennt.

Und am Ende der Kindheit ist das Loslassen auch schwierig. Dass meine Tochter ausziehen wird, ist zwar sinnvoll, weil sie zum Studieren fortgeht und sie natürlich ihren Weg gehen wird – aber huch, jetzt schon?

Die Kinder gehen nicht, ihr Radius wird einfach größer

Andererseits scheine ich das mit dem Loslassen ganz gut hinbekommen zu haben, denn meine Große traute sich nicht nur auf den Schüleraustausch nach Schottland zu fahren, als sie 13 war, sondern auch wenige Wochen, nachdem sie ihren Führerschein gemacht hatte, mit dem Auto und ihrem Freund nach Zürich, wo sie ein Konzert besuchen wollte. Als sie mich fragte, ob ich ihr mein Auto dafür gebe, rief ich spontan: „Nie im Leben!“ Doch sie bearbeitete mich so lange mit Schmollmund, bis ich einlenkte und meinte, dann solle sie halt in Gottes Namen fahren, aber ICH fände nach Zürich reinzufahren schrecklich und würde lieber den Zug nehmen. Ihrem Wunsch nachzugeben, eigenständig mitten in eine Großstadt zu fahren, ist mir wirklich nicht leichtgefallen. Als die beiden jungen Erwachsenen dann am Abend des Konzerts losgefahren waren, saß ich wie hypnotisiert neben meinem Handy und wartete auf die erlösende WhatsApp-Nachricht, dass sie gut im Parkhaus angekommen sind – und die kam zum Glück auch.

Ich sage mir also: Alles wird gut. Die Kinder gehen nicht, ihr Radius wird einfach größer. Aber die Bindung zu den Eltern, die bleibt. Und notfalls schläft das große Kind auf dem Sofa, falls es eine Portion Elternhaus braucht und wärmende Suppe, weil das Leben gerade schwierig ist. So war das schon bei mir und meinen Eltern, als ich auszog. Nur die Suppe, die ist bei mir eine andere – Gemüsesuppe mit Sellerie mag hier nämlich keiner. ?

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Titelbild: © Alena Ozerova/shutterstock.com

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