Die Schule ist das Labor und wir die Versuchsobjekte
Mit dem Ende der Sommerferien begann nun wieder der Regelbetrieb in der Schule und für Frau mit Klasse zugleich ein neues Kapitel ihrer Lehrerkarriere.
Alles neu macht der August
Nicht nur durch das Virus ist einiges neu für mich. Mit dem Ende der Sommerferien habe ich die Schule gewechselt und arbeite seitdem an einer Regelschule. Ich habe wieder eine eigene Klasse, ein neues, sehr hilfsbereites Kollegium und viele neue Schülerinnen und Schüler. Einige sind sehr nett, andere weniger. Mit dem Wechsel gehen neue Herausforderungen, viele Fragen sowie natürlich eine Vielzahl bürokratischer Aufgaben einher. Es wird eine Weile dauern, bis ich mich eingearbeitet habe, aber das gehört dazu.
Schule im Regelbetrieb: War was?
Als es zum Ferienende hieß, dass die Schulen den Regelbetrieb wieder aufnehmen sollen, habe ich das zugegebenermaßen mit Sorge betrachtet. In den Monaten zuvor haben wir alle versucht, Abstand zu wahren und Menschenansammlungen zu vermeiden. Nun habe ich keine Wahl mehr. In anderen Institutionen darf sich maximal eine Person in einem Raum aufhalten. In der Schule müssen wir jedoch mit mindestens 25 weiteren Menschen sitzen. Letztendlich wird an uns getestet, ob der Normalbetrieb wieder funktioniert. Die Schule wird zum Labor und wir sind die Versuchsobjekte.
Der Musterhygieneplan in der schulischen Praxis
Es gibt eine Reihe von Vorgaben, die helfen sollen, die Gesundheit aller Beteiligten im Schulgebäude zu schützen. Sie sind im „Musterhygieneplan“ zusammengefasst. Dieser Plan regelt die Schutz- und Hygienekonzepte an Schulen. Angeblich. Letztendlich hat sich jedoch kaum jemand Gedanken gemacht, wie Schule nun weitergehen soll. Man hat einen Plan geschrieben und die Horden losgelassen. Wir baden das jetzt aus. Der Plan beinhaltet Hygiene in den Räumen, den sanitären Anlagen und den Infektionsschutz. Ein Punkt des Plans empfiehlt das Unterlassen von Berührungen und Umarmungen. Erklären Sie das mal hunderten Schülerinnen und Schülern! Wenn ich sie zudem darauf hinweise, bitte in die Armbeuge zu niesen, nehmen sie das zwar zur Kenntnis, machen es aber beim nächsten Mal sicher wieder so. Folglich müssten alle Handlungen der Schülerinnen und Schüler von uns Lehrkräften beobachtet werden. Permanent, ohne Pause. Neben all dem, was eh schon zu tun ist.
Die Umsetzung der Hygiene- und Schutzvorgaben
Ich gebe zu, dass sich meine neue Schule zum Glück gut an die Hygienerichtlinien hält. Erst einmal gilt Maskenpflicht auf den Gängen und Toiletten. Letztere sollen im besten Fall nur einzeln betreten werden. Bei der Mehrheit der Schülerinnen und Schüler klappt es gut. Dennoch fühlt es sich komisch an, morgens dicht an dicht mit so vielen Menschen das Schulgebäude zu betreten. Sobald die Kinder und Jugendlichen im Klassenraum sind, dürfen sie ihre Masken absetzen. Ich habe sie aber darauf hingewiesen, dass sie diese wieder aufsetzen sollen, sobald sie im Raum herumlaufen, etwas austeilen, sich die Hände waschen oder zur Toilette wollen. Zudem wird die Schule sehr sauber gehalten, die Reinigungskräfte sind jeden Tag unterwegs und bemühen sich, wofür ich sehr dankbar bin. Lüften erfolgt nahezu pausenlos. Ich unterrichte durchweg bei offenen Fenstern und Türen. Wie soll das im Winter werden?
Wenn die Pause beginnt, muss auch darauf geachtet werden, dass Abstände z. B. beim Warten vor der Mensa eingehalten werden, was ein striktes Reglementieren erfordert und auch sehr anstrengend sein kann.
„Sorgen sind wie Nudeln – man macht sich immer zu viel davon“
Natürlich begleiten einen in der aktuellen Zeit Sorgen und Ängste. Aber wichtiger, als panisch zu handeln, ist es, Rücksicht auf seine Mitmenschen zu nehmen. Im Lehrerzimmer Abstand zu halten ist leider kaum möglich, da es der Platz absolut nicht zulässt. Das heißt aber leider nicht, dass alle Lehrkräfte im Lehrerzimmer immer eine Maske tragen. Selbst ich habe mich auch schon bei dem Gedanken erwischt, „Jetzt ist es auch egal, in der Schule kannst du dich eh nicht schützen.“ Das ist nicht schön und erzeugt ein hilfloses Gefühl. Schul- bzw. Lehrerkonferenzen finden teilweise in der Sporthalle statt, was ich gut finde. Doch auch das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall.
Wie geht es für die Schulen im Herbst weiter?
Weitere Schwierigkeiten sehe ich beim Umgang mit Krankheitssymptomen. Schülerinnen und Schüler sollen nach Hause geschickt werden, wenn sie eine Kombination mehrerer Symptome vorweisen. Warum reichen Halsschmerzen allein nicht aus? Das wird noch interessant, besonders, wenn die Erkältungszeit im Herbst beginnt. Auch hier fehlt es mir einfach an genauen Vorgaben. Bei manchen verläuft es ja sogar völlig symptomfrei, wie sollen wir da differenzieren? Dass manche dann zum Spaß in der Klasse husten, macht die Sache nicht einfacher.
Ich bin gespannt, was noch kommt. Hoffen wir das Beste, aber letztendlich können wir nichts voraussagen. Und so bleibt mir nur, weiterhin mein Bestes zu geben, immer wieder meine Maske auf- und abzusetzen, wenn ich im Klassenraum und auf den Fluren unterwegs bin und das unangenehme Gefühl im Brustkorb den restlichen Tag danach hinzunehmen. Und deshalb möchte ich an dieser Stelle mein Schlusswort den Menschen widmen, die arbeitsbedingt schon lange Masken tragen müssen und dies auch über viele Stunden am Tag und ohne Pause: Ihr habt meinen größten Respekt! Und wenn diese kleine Sache schon hilft, Menschenleben zu schützen, ist es das definitiv wert und keiner Diskussion würdig.
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Titelbild: ©Marian Weyo/shutterstock.com
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Kann dem Artikel zustimmen, allerdings möchte ich anmerken, dass es für uns Grundschullehrkräfte schon viel früher so war und ich mir nun denke, Versuchslabor waren wir als alle Grundschüler*innen wieder da waren uns die Sek noch mehr oder weniger im homeschooling, Rückkehr der Sek ist also „nur“ Versuchslabor Nr 2…